Freie Bürger vor Ort – Betriebsbesichtigung bei Ersa

Mehrmals im Jahr besuchen die Freien Bürger Wertheim Industrie- und Gewerbebetriebe in der Großen Kreisstadt, um sich ein Bild von der heimischen Wirtschaft zu machen. Dies soll die Grundlagen für Entscheidungen im Gemeinderat bilden. Nur ein Verständnis für die Stärken aber auch die Probleme der Wirtschaft können letztlich zu den richtigen Entscheidungen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger bzw. der Arbeitgeber führen.

Im Zuge dieser Veranstaltungsreihe begrüßte Hansjürgen Bolg, Leiter des Bereichs Lötwerkzeuge, die Gemeinderäte und Mitglieder der Freien Bürger Wertheim zu einer Besichtigung der Fertigung des Lötanlagenherstellers Ersa GmbH,.

Einleitend skizzierte Bolg die Struktur des KurzErsa-Konzerns, zu dem die Ersa GmbH seit dem Jahr 1993 gehört. Die gesamte Gruppe erwirschaftete im vergangenen Jahr mit 1.315 Mitarbeitern einen Umsatz von 266 Mio. Euro. Auf Ersa entfallen hiervon 147 Millionen Euro. 515 Beschäftigte zählt das 1921 in Berlin gegründete Unternehmen. Stolz verwies Hansjürgen Bolg darauf, dass Ersa weltweit das breiteste Produktspektrum im Wettbewerbsumfeld habe.

Um auch künftig den Wettbewerbsvorsprung halten zu können, setzt Ersa auf den eigenen Nachwuchs. So liegt der Anteil der Auszbildenden an der Belegschaft bei über 10 Prozent. Um die Aus- und Weiterbildung auf hohem Niveau zu sichern, wurde vor zwei Jahre eigens die „Hammer-Akademie“ gegründet, in der alle Aus- und Fotbildungsmaßnahmen gebündelt werden. Auch Coachings und Sprachkurse werden den Mitarbeitern über die Akademie angeboten.

Auf Frage von Kurt Kraft erläuterte Hansjürgen Bolg, dass die Zentralfunktionen wie z.B. Personal, EDV sowie Controlling und Finanzen in der Holding gebündelt sind, und als Dienstleister für alle Unternehmen der KurtzErsa-Gruppe dienen.

Ferner werden derzeit im neu errichteten Logistikzentrum in Wiebelbach der Warenein- und Ausgang zusammengefasst.

Beim anschließenden Rundgang durch die Anlagenfertigung konnten sich die Besucher einen Eindruck von der hohen Fertigungstiefe- und  Qualität verschaffen. Trotz der individuelen Anforderungen der Kunden an die Lötanlagen ist es gelungen, diese in Reihenfertigung zu produzieren. Aktuell verlassen täglich fünf hochmoderne Lötanlagen die Fertigung und werden in alle Welt geliefert. Der Exportanteil liegt bei 76%.

Neben den Lötanlagen, die Löten in unterschiedlichen Technologien ermöglichen, zählen auch Maschinen zum Entlöten und Inspektionssystem zur Qualtitätskontrolle zum Produktportfolio. Aber auch der klassische Handlötkolben hat bei Ersa bis heute seine Daseinsberechtigung.

In Anschluss an die Besichtigung stand auch der geschäftsführende Gesellschafter der Kurtz-Holding, Rainer Kurtz, den Fragen der Freien Bürger zur Verfügung.

Auf Nachfrage von den Besuchern, ob Ersa unter dem Fachkräftemangel leide erläuterte Rainer Kurtz, dass es zwar etwas länger dauere, bis freie Stellen besetzt werden könnten, generell habe er aber keine Sorge auch in Zukunft die benötigten Fachkräfte gewinnen zu können. So habe man auch im vergangenen Jahr alle ausgeschriebenen Ingenieurstellen besetzen können. Ferner nutze man auch konzernintern alle Möglichkeiten Mitarbeiter flexibel zwischen den Gesellschaften einzusetzen.

Größere Sorgen bereitet Rainer Kurtz hingegen der am Standort in Bestenheid nur begrenzt verfügbare Platz. Noch in diesem Jahr plant man daher mehrere ältere Gebäude in der Leonhard-Karl-Strasse gegenüber dem Fertigungsgebäude abzureißen und dort Produktionsflächen sowie Verwaltungs- und Schulungsräume zu errichten. Auch mit dem Landratsamt ist man schon länger in Verhandlungen um das angrenzende Gelände, das derzeit noch die Straßenmeisterei beherbergt, erwerben zu können.

Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten seien für Ersa unabdingbar, so Kurtz. Wenn möglich, wolle man diese am Standort Wertheim realisieren. Allerdings merkte er auch an, dass der Gemeinderat mit seiner Entscheidung die Gewerbesteuer in zwei Stufen zu erhöhen, nicht unbedingt zu einer Stärkung des Wirtschaftsstandorts Wertheim beigetragen hat. Im Umkreis hat Wertheim nun den höchsten Gewerbesteuersatz. Dies sei bei allen unternehmerischen Entscheidungen ein nicht unwesentlicher Bestandteil.