Freie Bürger besichtigten die Wertheimer Tafel

Zu einer Besichtigung der Räume der Wertheimer Tafel trafen sich Gemeinderäte und Mitglieder der Freien Bürger Wertheim in der vergangenen Woche.

Begrüßt wurden Sie vor dem Verkaufsraum in der Dr.-Hübsch-Strasse von der Vorsitzenden des Fördervereins, Katrin Rappert und Volker Herm, der bei der Diakonie für drei Tafeln im Main-Tauber-Kreis zuständig ist.

Wie FBW-Vorsitzender Marcus Götz zu Beginn ausführte freue man sich, dass die Tafel an diesem Abend für die Freien Bürger ihre Türen geöffnet habe. Die Tafel habe sich inzwischen zu einer der wichtigsten sozialen Einrichtungen in der Stadt entwickelt; zugleich sei es jedoch bedauerlich, dass es einer solchen Institution überhaupt bedarf.

Wie Katrin Rappert erläuterte ist die Tafel ein unabhängiger Verein, der jedoch von der Diakonie und vom Förderverein unterstützt wird. Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit rund 900 Tafeln bei denen sich 60.000 Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich engagieren.

Im Angebot hat die Tafel fast ausschließlich Lebensmittel. Diese werden in Wertheim von zwölf Lebensmittelmärkten und drei Bäckereien zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hierbei um Produkte die kurze vor Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen oder beispielsweise Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern. Diese Artikel werden an den drei Öffnungstagen der Tafel von freiwilligen Helfern bei den Märkten abgeholt, sortiert und dann an die bedürftigen Besucher abgegeben. In Wertheim sind derzeit 44 ehrenamtliche Helfer für die Tafel tätig, die seit 2006 ihre Türen geöffnet hat. Prinzipiell würde keine Lebensmittel zugekauft, so Rappert. Für die Produkte selbst verlange man einen kleinen Obolus um den Wert der Produkte zu unterstreichen. In anderen Bundesländern hingegen würden die Waren vollkommen gratis abgegeben.

Nutzen können die Tafel aller Wertheimerinnen und Wertheimer die über einen entsprechenden Bedürftigkeitsnachweis bzw. einen Berechtigungsschein vom Sozialamt verfügen. Absolut einzigartig, so Volker Herm, sei dass die Wertheimer Tafel über die Stadt- und Bundeslandgrenze  hinweg auch den Bürgern der benachbarten bayerischen Gemeinden im Bereich der Alten Grafschaft zur Verfügung steht. Dies erspart z.B. den Kreuzwertheimer den weiten Weg nach Marktheidenfeld.

Über die aktuell 185 ausgegebenen Kundenausweise können 293 Erwachsene und 227 Kinder das Angebot der Tafel in Wertheim in Anspruch nehmen. Leider steigt diese Zahl immer mehr an. Theoretisch könnten wohl noch mehr Bürger die Leistungen der Tafel in Anspruch nehmen. Jedoch gebe es eine „Schamschwelle“ die Tafel für den Einkauf zu nutzen. Neben „Hartz IV“-Empfängern seien die meisten Nutzer Rentner, Aussiedler und vermehrt auch Flüchtlinge. Bei diesen bestünde neben der Sprachbarriere leider oft das Problem, dass diese die Tafel während der Öffnungszeiten nicht besuchen können, da sich diese mit den Sprachkursen überschneiden. Gemeinsam mit der VHS sei man derzeit auf der Suche nach einer Lösung hierfür.

Der Förderverein leiste für die Tafel organisatorische und vor allem finanzielle Unterstützung. Zwar bekomme man die Ware von den Märkten umsonst, dennoch habe man aber auch erhebliche Kosten für Miete, Versicherung und Energie. Ferner erhalten die ehrenamtlichen Helfer, für die man mindestens einmal im Jahr auch ein Helferfest durchführe, einen Ersatz für die Fahrtkosten.

Abschließend zeigten sich die Besucher der FBW insbesondere von der ehrenamtlichen Arbeit die bei der Tafel geleistet wird beeindruckt. Zugleich war jedoch auch die Betroffenheit spürbar, in welchem Umfang eine solche Einrichtung in einem reichen Land wie Deutschland benötigt wird.